Kreischorverband Paderborn e. V.

Hans Joachim Senft, unser Kreis-Chorleiter, und ich, wir haben vor kurzem das Frühlingskonzert des Polizeichors in der Paderborner Kaiserpfalz besucht. Die Sänger des Polizeichors hatten auch Schubert-Lieder im Programm, denn so sagte der Stellv. Vorsitzende des Vereins, Michael Wibbeke, bei seiner Moderation: „Kein Konzert ohne Schubert“.

In dem entsprechenden Programmteil erklangen so bekannte und beliebte Stücke wie „Das Dörfchen“ und „Der Gondelfahrer“. Da hüpft das Herz eines jeden Männerchorsängers und er intoniert im Geiste mit.

Und doch bereitet mir die Interpretation diese Lieder, wie sie die Dirigentin Melanie Howart-Friedland den im Schnitt doch auch nicht mehr ganz jungen Sängern des Polizeichors entlockte, eine ganz neu Schubert-Hörerfahrung. Der betonte Wechsel zwischen lauten und leisen Stellen brachte eine starke Dynamik in diese Schubert-Lieder. Ganz präzise war die Rhythmik herausgearbeitet; so klang Schubert fast modern.

Zu Hause schaute ich gleich im Internet nach, welche Schubert-Interpretationen dort zu finden sind. Ich bestellte mir gleich eine CD, auf der die Camerata Musica Limburg Schubert-Vokalwerke singt. Bei einer kleinen Profi-Musikgruppe klingen diese romantischen Lieder natürlich anders als bei einem klassischen Männerchor. Der Sound wirkt nicht so harmonisch; dafür verstand ich anschließend besser, welche Dynamik auch in Schubert steckt, wie die Stimmungen wechseln. „Schubert-Lieder, das war die Popmusik der Romantik“, so erklärte mir unser Kreis-Chorleiter Hans Joachim Senft. Er selbst probt derzeit für das Jubiläums-Konzert des Männerchors Bad Lippspringe auch „Das Dörfchen“ ein. „Ich lasse es bewusst etwas schneller singen und lege auf den präzisen Wechsel zwischen laut und leise großen Wert“, betont er. Und fügt schmunzelnd hinzu. „Da kannst du mich beim Dirigieren richtig hüpfen und auch in die Knie gehen sehen.“ Denn, so seine Erfahrung, nur wenn er die Dynamik seinen Sängern auch körperlich vormacht, gehen die richtig mit.

Für unseren Kreis-Chorleiter sind Schubert-Lieder durchaus zeitgemäß. Aber ein Chor, der sie für das Publikum gut präsentieren will, sollte an sich einen hohen Anspruch stellen. Er muss die Dynamik sehr gut herausarbeiten und ganz präzise den Rhythmus halten. Altes wie neu erklingen lassen“, mit diesem Motto haben auch Männerchöre noch Zukunft.

Richard Schleyer, Vorsitzender des Kreis-Chorverbands Paderborn

 

Zum Seitenanfang